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Gemeinsame Pressekonferenz von DBV, BVE und HDE anlässlich der Anuga am 16. Oktober 2007
Statement Deutscher Bauernverband
16.10.2007, Köln
DBV-Präsident Gerd Sonnleitner am 16. Oktober 2007 anlässlich der Anuga in Köln
- Es gilt das gesprochene Wort! -
Anrede und Begrüßung
Wie die Kollegen Sanktjohanser und Abraham bin ich sehr froh darüber, dass es mit dieser Pressekonferenz gelingt, zum ersten Mal die gesamte Produktionskette Lebensmittel zu einem gemeinsamen Medienauftritt zu bewegen.
Die Branche ist naturgemäß vielgliedrig, mit allen Vor- und Nachteilen.
Die landwirtschaftliche Rohstofferzeugung mit den jeweiligen Vorleistungssektoren Landmaschinen, Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmittel sowie der Futtermittelwirtschaft und mehr als 1,5 Millionen Beschäftigten ist mittelständisch, ja familienbetrieblich geprägt.
Unterschiedlicher könnten die Strukturen nicht sein.
Aber 4,3 Millionen Menschen insgesamt sind in unserer Branche beschäftigt, das heißt, 11 Prozent aller Erwerbstätigen.
Der Erwerbstätigenanteil der Landwirtschaft am Agribusiness beträgt 22 Prozent, also einem landwirtschaftlichen Arbeitsplatz stehen 3 bis 4 weitere Arbeitsplätze in den anderen Bereichen des Agribusiness gegenüber.
Der Produktionswert der Landwirtschaft liegt heute bei etwa 40 Milliarden Euro.
Es gelingt trotz der sehr unterschiedlichen Strukturen in jüngster Zeit immer besser, in dieser Brache strategisch zusammenzuarbeiten, Qualitätsorientierung zu leben, Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und letztendlich Umsätze und Marktanteile zu festigen.
Nicht von ungefähr können wir deshalb gemeinsam darauf hinweisen, dass die Agrar- und Ernährungswirtschaft einer der stärksten Spieler auf dem inländischen Arbeitsmarkt und beim Export Deutschlands ist.
Gemeinsam ermöglichen wir jedes Jahr aber auch über 100.000 jungen Menschen den Einstieg in das Berufsleben.
Gleichzeitig stehen wir für Produktionsweisen und Produkte, die beim Verbraucher hohes Ansehen genießen und zugleich emotionale Bindung ermöglichen.
Die Weltmärkte prosperieren angesichts steigender Nachfrage bevölkerungsreicher Länder, z.B. in Asien und Südamerika.
Die Verbraucher dieser Länder entscheiden sich mit steigendem Einkommen vielfach auch für europäische Lebens- und Ernährungsweisen.
Das bedeutet, dass unsere Lebensmittel, vor allem Premiumprodukte, gute und wachsende Exportchancen haben.
Deutsche Lebensmittel sind bei unseren einheimischen Verbrauchern wie auch im Ausland beliebt, auch wie die Landwirte in Deutschland nachhaltig produzieren.
Neben Nahrungsmitteln erzeugen Sie auch eine attraktive Kulturlandschaft.
Weil das so ist, haben wir auch eine große Verantwortung für die Qualität und die Sicherheit unserer Produkte.
Dazu haben wir mittlerweile stufenübergreifend ein QS-System aufgebaut, das weltweit beispielgebend ist.
85 Prozent des von uns erzeugten Schweinefleisches und über 90 Prozent des deutschen Geflügelfleisches sind heute bereits QS geprüft.
Auch bei Rindfleisch (50 Prozent) sind wir auf gutem Weg.
100.000 QS-Systempartner gibt es mittlerweile in der Kette, über 80.000 in der Landwirtschaft.
Mit Rückverfolgbarkeit und Transparenz soll den mehr als ärgerlichen Skandalen im Lebensmittelbereich ein Riegel vorgeschoben werden.
Ich kann Ihnen versichern, dass wir als Verbände alles daran setzen, die Standards zu verbessern, die erreichte Umweltfreundlichkeit, den Verbraucherschutz oder im Falle der Landwirte auch den Tierschutz fest in der Produktion zu verankern.
Wir sind auf diesen wichtigen Feldern weltweit führend.
Unser Anliegen ist dann aber auch, dass unsere Verbraucher akzeptieren:
Nahrungsmittel sind lebenswichtige Produkte, die tatsächlich ihren Preis wert sein müssen.
Europa, nicht zuletzt gedrängt durch Deutschland, hat sich bei Nahrungsmitteln den Weltmärkten weit geöffnet.
Die staatliche Vorratshaltung ist vollständig verschwunden, der Außenschutz weitgehend abgebaut oder obsolet geworden.
Damit sind wir in einen globalen Wettbewerb eingebunden, einen Markt mit größeren Chancen, aber auch Risiken.
Alle Marktbeteiligten, auch die Verbraucher, müssen mit größeren Preisschwankungen leben lernen.
Wichtig für uns Landwirte sind in der Produktion halbwegs gleichwertige Bedingungen.
Wenn wir beispielsweise die Käfighaltung bei Legehennen aufgeben, weiterhin aber vor allem Eiprodukte aus Ländern importiert werden, in denen die Legehennen weiterhin in diesen Käfigen in 8 Etagen übereinander Eier legen, dann ist das nicht nur eine eklatante Wettbewerbsverzerrung, sondern zugleich ein Phyros-Sieg für den Tierschutz.
Deshalb legen wir großen Wert darauf, dass bei internationalen Handelsverhandlungen, wie WTO, die Themen des Tier-, Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutzes gleichwertig behandelt werden.
Unsere eigenen Qualitätssicherungsvorgaben können da nur begrenzt „disziplinieren.“
Ein Wort noch zum Thema Nahrungsmittel und nachwachsende Rohstoffe, insbesondere Biokraftstoffe.
Gerade weil die aktuelle Klimaschutzdebatte der Bio-Energie eine erhöhte Aufmerksamkeit verschafft, liegt es mir sehr am Herzen, hier deutlich herauszustellen:
Für die deutsche und europäische Landwirtschaft ist und bleibt die Nahrungsmittelproduktion das Kerngeschäft.
Noch nicht einmal 2 Prozent unserer europäischen Getreideernte wird gegenwärtig für die Bio-Kraftstoffproduktion verwendet.
Worauf ich aber hinweisen muss, ist die Tatsche, dass ein ständig weiter steigender Erdölpreis Kosten treibend ist für die Landwirtschaft, für die Ernährungswirtschaft, für den Lebensmittel-Einzelhandel.
Dies findet seinen Niederschlag natürlich auch bei den Verbraucherpreisen.
Aber jeder Gang in den Einzelhandelsladen belegt:
Trotz heftiger öffentlicher Debatte und gefühlten Preissteigerungen sind unsere Lebensmittel nicht nur vielfältig und gut, sie sind auch nach wie vor preiswert.
Ihre Kollegen von der Zeitung „Die Welt“ haben Ende September in einer großen Recherche dies sehr transparent aufgezeigt, als sie den gleichen Lebensmittelkorb in Berlin, Moskau, Mailand, Paris, London und New York eingekauften.
Selbst im Vergleich nur zu den zwölf EU-Staaten sind die Ausgaben für Lebensmittel – gemessen am verfügbaren Einkommen – für die deutschen Verbraucher mit 11,5 Prozent sehr gering (ohne Tabak, Alkohol, Genussmittel).
Aber sicher ist auch, die Zeiten ständig rückläufiger Nahrungsmittelpreise sind vorbei.
Für uns in der Landwirtschaft ist das ein positives Signal, in den Agrarstandort Deutschland zu investieren.
Wir haben steigende Zahlen bei Auszubildenden.
Und wir werden sogar züchterisch und produktionstechnisch mit den Folgen des Klimawandels fertig.
Zum
Statement BVE.
Zum
Statement HDE.
Zum
Datenblatt „Lebensmittelkette – Übersicht“.