Inhalt
Interview 2
11.11.2016
Interview mit Thomas Mielke, Geschäftsführer, ISTA Mielke GmbH (Oil World)
Palmöl zählt weltweit zu den wichtigsten Pflanzenölen. Woran liegt das und welche Bedeutung hat es im Vergleich zu anderen Pflanzenölen?
Palmöl zählt mitunter deshalb zu den wichtigsten Pflanzenölen, weil die Ölpalme besonders ertragreich ist. Palmöl deckt rund ein Drittel des weltweiten Marktes für Öle und Fette ab, obwohl die Ölpalme nur etwa 5 Prozent der weltweiten Anbaufläche ausmacht. Im Durchschnitt produziert die Ölpalme im Vergleich zu Sojabohnen mehr als das Zehnfache an Pflanzenöl pro Hektar und mehr als das Fünffache der Rapspflanze. Die beiden Ölsaaten produzieren allerdings eine deutlich höhere Menge an Schrot, insbesondere Sojabohnen.
Die Bedeutung von Palmöl ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Das liegt zum einen am weltweit zu schwachen Produktionswachstum von Sojaöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl und anderen Ölen und Fetten und zum anderen an der sehr stark gestiegenen Nachfrage. Insgesamt ist die weltweite Nachfrage nach Ölen und Fetten in den vergangenen 20 Jahren von 92,9 Millionen Tonnen auf 204,3 Millionen Tonnen gestiegen. Das hat dazu geführt, dass viele Importländer einen zunehmenden Anteil ihres Bedarfs durch Palmöl gedeckt haben und dies auch weiter tun werden. Außerdem wurde Palmöl zu relativ günstigeren Preisen angeboten, zum Teil aufgrund der geringeren Produktionskosten.
Wo wird Palmöl heute angebaut und in welchen Ländern wird es besonders stark nachgefragt?
Palmöl wird in tropischen Regionen produziert. Die hohen Ölerträge pro Hektar können nur in Gebieten mit hohem Niederschlag und überproportional hoher Sonneneinstrahlung erreicht werden. Indonesien und Malaysia sind die größten Produzenten. Andere wichtige Produktionsländer sind Thailand, Kolumbien, Nigeria, Elfenbeinküste, Ecuador und Papua Neuguinea. Die Exporte gehen in mehr als 180 Länder. Der mit Abstand größte Abnehmer von Palmöl ist Indien, darauf folgen die Europäische Union, China, Pakistan, die USA und Bangladesch. Durch seine reichliche Verfügbarkeit und den relativ günstigeren Preisen im Vergleich zu Sojaöl, Sonnenblumenöl, Rapsöl und anderen Ölen und Fetten ist Palmöl für viele Konsumenten in Asien, Afrika und Zentralamerika das bevorzugte Pflanzenöl.
Wie wird sich die Nachfrage nach Palmöl in den kommenden Jahrzehnten entwickeln und wie kann der Bedarf gedeckt werden?
In unserer Oil World-Langfristprognose gehen wir davon aus, dass im Kalenderjahr 2025 weltweit circa 86 Millionen Tonnen Palmöl benötigt werden. Davon müssen circa 47 Millionen Tonnen in Indonesien und 24 Millionen Tonnen in Malaysia produziert werden. Bei zum Teil begrenzter Verfügbarkeit zusätzlicher Landreserven wird es nötig sein, die Erträge pro Hektar deutlich zu erhöhen und gleichzeitig die notwendige Neuanpflanzung alter, nicht mehr produktiver Bäume rechtzeitig zu gewährleisten.
Ein zunehmender Teil des weltweiten Bedarfs an Ölen und Fetten wird nicht nur durch Palmöl, sondern auch durch Sojaöl, Rapsöl und Sonnenblumenöl gedeckt werden müssen. Bei allen anderen pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten ist das Wachstumspotenzial relativ gering. Die Herausforderungen liegen dabei in den begrenzten Landreserven, einer wahrscheinlich zunehmenden Knappheit an Wasser für die Landwirtschaft sowie in der Logistik, um dem weltweit steigenden Handel gerecht zu werden. Die Produktion muss nachhaltig gewährleistet werden.