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Was bedeutet der Gedanke einer „kreislauforientierten Wirtschaft“ für die deutsche Ernährungsindustrie?
23.10.2017
Auch für den drittgrößten deutschen Industriezweig, die deutsche Ernährungsindustrie, spielt die Idee einer kreislauforientierten Wirtschaft eine bedeutende Rolle. In der Lebensmittelproduktion sind die Hersteller zum einen auf Rohstoffe, die für die Direktverarbeitung von Lebensmitteln benötigt werden (z. B. Agrarrohstoffe), angewiesen. Außerdem werden Rohstoffe, die für das Verpacken der Produkte (z. B. Kunststoffe, Papier, Pappe, Glas, etc.) verwendet werden, benötigt. Da auch diese Rohstoffe nicht unbegrenzt verfügbar sind, müssen sie sorgsam eingesetzt und geschont werden.
Verpackungen
Ob Fleisch, Joghurt oder Fruchtsaft – ohne seine Verpackung erreicht kaum ein Lebensmittel sicher unseren Kühlschrank. Verpackungen können aus unterschiedlichen Materialien, wie zum Beispiel Kunststoff, Glas, Papier, Pappe, Aluminium oder Wei ßblech, bestehen. Sie schützen das Lebensmittel beim Transport und bei der Lagerung nicht nur vor Umwelteinflüssen (z.B. Licht und Feuchtigkeit), vor Verunreinigungen und Beschädigungen, sondern halten darüber hinaus auch wichtige Produktinformationen, wie beispielsweise Angaben über Inhaltsstoffe und Nährwerte, für den Verbraucher bereit. Die Verpackung trägt maßgeblich zur Gewährleistung der Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln bei und ist somit unverzichtbar.
Ebenso unverzichtbar ist es – angesichts der zunehmenden ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen – die Verpackung nach der Verwendung beziehungsweise dem Verzehr eines Lebensmittels sinnvoll zu entsorgen. In Hinblick auf die Idee einer kreislauforientierten Wirtschaft geht es dabei nicht mehr nur darum, die durch die Verpackungen entstanden Abfälle zu beseitigen, sondern vielmehr darum, diese zu reduzieren oder sinnvoll zu verwerten.
Lebensmittelverschwendung
Jahr für Jahr landen zahlreiche Lebensmittel auf dem Müll. Alleine in Deutschland werden jährlich 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Lebensmittelabfälle entstehen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette und in allen Teilen der Welt. Viele davon sind vermeidbar und damit eine Verschwendung kostbarer Ressourcen. Die Ursachen für Lebensmittelverschwendung sind weltweit unterschiedlich. In den Entwicklungsländern treten mangels Technologie vor allem Verluste im Nacherntebereich und auf der ersten Transport- und Verarbeitungsstufe auf. Ein wesentlicher Grund, warum heute noch über 800 Millionen Menschen weltweit Hunger leiden. In Industriestaaten fallen Abfälle und Verschwendung hingegen überwiegend beim Endverbraucher an. Rund 61 Prozent der Lebensmittelverluste in Deutschland stammen laut einer Studie der Universität Stuttgart aus Privathaushalten.
Die Auswirkungen der Lebensmittelverschwendung sind jedoch nicht nur aus sozialethischen Aspekten ein Problem, sondern auch aus ökologischer und ökonomischer Hinsicht: Laut FAO sind die nicht verzehrten Lebensmittel für einen Ausstoß von Treibhausgasen sowie einer Wasser- und Landnutzung in der Größenordnung, wie sie in den USA, China, Indien oder Russland in Anspruch genommen werden, verantwortlich. Angesichts weltweit begrenzter Produktionsflächen und -kapazitäten ist es deshalb notwendig, mit den vorhandenen Ressourcen so sorgsam und effizient wie möglich umzugehen. Dies gilt für alle Beteiligten der Lebensmittellieferkette – von der Landwirtschaft, über die Industrie, den Handel, den Außer-Haus-Markt, die Gastronomie bis hin zu den privaten Haushalten.
Biomasse
Ob in der Fleisch-, der Milch- oder der Gemüse- und Kartoffelverarbeitung – bei der industriellen Herstellung von Lebensmitteln entstehen neben dem produzierten Lebensmittel immer auch Nebenprodukte und das oftmals in einem erheblichen Umfang. So fallen in der Fleischverarbeitung beispielsweise Tiermehle, Tierfette und Federmehle an, in der Milchindustrie Magermilch und Molke und bei der Gemüse- und Kartoffelverarbeitung Gemüsereste und Kartoffelschalen. Damit diese außerordentlich vielfältigen Nebenprodukte der Lebensmittelherstellung nicht einfach auf dem Müll landen, braucht es sinnvolle Konzepte, die zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs beitragen können.